Burg-Gymnasium
Bad Bentheim

Ein Jahrzehnt „Wortwahl“ am Burg-Gymnasium gefeiert

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Zehn Jahre Poetry-Slam in der Grafschaft Bentheim feierten rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörer am 23. November 2019 im Forum des Burg-Gymnasiums mit ausgezeichneten Dichterinnen und Dichtern. Bilanzierend sind das 40 Veranstaltungen mit Hunderten Schülerinnen und Schülern des Burg-Gymnasiums, die in diesem Jahrzehnt an Workshops teilgenommen haben und auf der Bühne standen. Zusammen mit dem Unabhängigen Jugendhaus organisierte Deutschlehrer Dr. Thomas Füser die Schulungen und Wettbewerbe der Dichtkunst ­– und verabschiedete sich nach dieser Zeit.

Während seiner improvisiert-hingezogenen Anmoderation betonte Füser, in Bad Bentheim habe schon vor zehn Jahren der erste Poetry-Slam stattgefunden, als in Nordhorn oder Lingen noch nichts dergleichen zu sehen gewesen sei. Dass die Begrüßung und Einleitung etwas länger dauerte, als geplant war, hing mit dem ersten der bundesweit bekannten Gäste zusammen: Bas Böttcher kam aus Richtung Hannover mit der Bahn samt ordentlich Verspätung – die Lok des Zuges hatte einen Brandschaden gehabt. So musste der Künstler gleichsam von der Bahnsteigkante auf die Bühne springen, um das Publikum zu unterhalten, beispielsweise mit einem verblüffend rumpelnden Versmaß in „Syntax Error“ oder einem 6-Punkte-Plan für eine bunte Stadt.

Illustre Gäste

Zusammen mit Bas Böttcher und Moderator Füser saßen dann die weiteren illustren Gäste und Wettbewerbsbeteiligten auf der Bühne: Luca Swieter, ehemalige Schülerin des Burg-Gymnasiums, jetzt in Köln; die gebürtige Berlinerin Theresa Sperling, jetzt in Nordhorn; Florian Wintels, ehemaliger Schüler des Burg-Gymnasiums, jetzt in Bielefeld. Sie plauschten über die Entwicklungen der letzten zehn Jahre im Dichtwettstreit: Die Szene habe sich vergrößert, mehr Zuschauer kämen, die Tendenz gehe Richtung Comedy, auf Youtube gebe es inzwischen einen eigenen Kanal. Zu diesen allgemeinen Feststellungen steuerte Florian Wintels Lokalhistorisches bei: Bei seinen ersten Erfahrungen mit der Slam-Poetry habe er keine anderen Dichter gekannt und deshalb als Vorbild seine Deutschlehrerin Kirsten Sicking nennen müssen. Einer seiner ersten Texte sei mit der – wohl doch enttäuschenden – Note drei bewertet worden, so der mehrfache niedersächsisch-bremische Landesmeister. Selbstredend hatte Wintels auch an diesem Abend wieder seine treueste Zuhörerin im Publikum: seine Oma, die bei allen 40 Bentheimer Poetry-Slams dabei war und dieses Mal nicht im Entferntesten Trost spenden musste.

Im Wettbewerb startete Luca Swieter mit einem überdrehten Märchen von der Gleichberechtigung, in dem sich die Königstochter ihrer tumben Männer-Entourage erwehren muss. Die Jury im Publikum gab dafür 45 Punkte. Florian Wintels kredenzte dann „Den besten Text der Welt“, so der Titel, der vornehmlich Verwirrung stiftete und das Publikum lehrte, nein und ja zu sagen, jedenfalls Teil des Auftritts zu werden, wofür es 46 Punkte gab. Theresa Sperling verarbeitete die ungewollte Schwangerschaft einer 16-Jährigen, Geburtskomplikationen, Herzstillstand, Wiederbelebung und die Folgen für die Mutter eines eingeschränkten Kindes, die von ihrer Umgebung vor allem Häme erfährt, aber viel mehr leistet als ihre ehemaligen vermeintlichen Freunde. Der Beitrag zu diesem existenziellen Thema erhielt 48 Punkte.

Nach der Pause gelang Bas Böttcher der leichtfüßige Einstieg mit Überlegungen zum Verhältnis von Maler und Dichter oder zur Macht der Sprache. „Verkuppelte Wörter“ nahm er auseinander und baute sie wieder zusammen: „Da werden Katzen durch Auge Reflektor, der Fuchs wird durch Schwanz eine Säge“.

Indiskretionen

Anschließend konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer den Dichterinnen und Dichtern die Fragen stellen, die sie seit zehn Jahren bewegten – anonym auf Zetteln. Dieses Vorgehen verschaffte auch unkonventionelleren Fragen den Durchbruch, etwa, ob die Poeten sich wie Fußballer 24 Stunden vor dem Spiel Enthaltsamkeit vor dem Auftritt auferlegten und auf Sex verzichteten. Theresa Sperling wollte keinen Zusammenhang zwischen Privatvergnügen und öffentlicher Performance erkennen, doch Florian Wintels gab sich entschieden: „Ich pass da immer auf!“ – und hatte die Lacher auf seiner Seite.

Im Wettbewerb begann Theresa Sperling die zweite Runde. Sie umriss die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, ging auf verwandtschaftliche NS-Verstrickungen ein und deren Reflexe im Familiengedächtnis und überlegte dann, welche Hinterlassenschaften die Generationen weitergäben – bis hin zu den Zeitgenossen der Selfie-Knipser. Dafür gab es 43 Punkte.

Luca Swieter dachte über abweisende Städte nach, fasste Aachen, Berlin, Hamburg, München, Köln ins Auge und tröstete sich, dass überall dort, wo es einen Bahnhof gebe, auch die Hoffnung sei. Ob das auch als Anspielung auf die Burgstadt zwischen Amsterdam und Berlin gelten kann, blieb offen. Unbeschadet dessen erhielt sie 42 Punkte.

Jugendfußball

Florian Wintels begab sich thematisch auf den Fußballplatz. Er nahm den Furor von Fußballtrainern aufs Korn, indem er zeigte, mit welch kruden Methoden und absurden Argumenten Übungsleiter die ihnen anvertrauten Kinder über den Rasen peitschen, um erfolgreich zu sein. So ist das Ehrenamt der Tummelplatz der Überehrgeizigen. Die irrwitzige Satire bekam vom Publikum die maximal möglichen 50 Punkte. Somit trug Wintels am Ende auch Sieg und Preis – die „Bentheimer Bürste“ – im hochklassigen Dichtwettstreit davon, er erreichte 96 Punkte, gefolgt von Theresa (91) und Luca (87).

Zum Abschied nach zehn Jahren Poetry-Slams in Bad Bentheim bedankte sich Initiator Thomas Füser beim Unabhängigen Jugendhaus, beim Burg-Gymnasium, dessen Schulleitung, Kollegium und Schülerschaft, er vergaß nicht die Schülerinnen und Schüler aus Bardel, lobte das Engagement der Konzertinitiative Alternation und dankte seinen Gästen und Paul Driessen, der den Abend mit seiner Gitarre begleitet hatte. Florian Wintels übernahm es, Thomas Füser in die Danksagung mit einzuschließen, und überreichte ihm seinen eigenen Preis: die gerade gewonnene Bentheimer Bürste. Nach „10 Jahren Wortwahl“ endet, zumindest aus der bescheidenen Perspektive der Lokal- und Schulkultur, eine Ära. Für eine Kleinstadt wie Bad Bentheim sollte das nicht ganz unerwähnt bleiben.

PS: Ohne Erwähnung des Burg-Gymnasiums berichteten die „Grafschafter Nachrichten“ (hier die Online-Version und hier die gedruckte Fassung als PDF zu sehen).

Text: HUM
Bilder: HUM

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