Das Burg-Gymnasium Bad Bentheim (BGB) und der Verein „Zukunft entwickeln e.V.“ haben eine Partnerschaft etabliert, die sich seit über 30 Jahren für Kinderrechte einsetzt. Regelmäßig sammelt die Schulgemeinschaft des BGB durch verschiedene Aktionen wie den Adventsmarkt oder Sponsorenläufe Geldspenden für den Verein „Zukunft entwickeln“, mit denen wir Kinder in Nepal unterstützen. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und wofür setzen wir uns am BGB zusammen mit dem Ehepaar Bernd und Birgit Kolhof ein?
Alles beginnt im Jahr 1991
Die Eheleute Kolhof erfahren im Fernsehen, dass es Mädchen in Indien sehr schlecht geht und dass viele Kinder in der Teppichindustrie arbeiten müssen. Dies weckt ihr Interesse an Indien und dem Anliegen, armen Kindern zu helfen. Im Lauf der Jahre entsteht daraus ihr Verein „Zukunft entwickeln“ und eine bedeutende Zusammenarbeit mit Projektpartnern aus Indien und Nepal, die wir am Burg-Gymnasium mit unterstützen:
- Kailash Satyarthi, ein indischer Kinderrechtsaktivist, UNO-Botschafter und Friedensnobelpreisträger
- Prinzessin Sulo Shresthra Shah und ihr Sohn Prinz Krishna Shah aus Nepal und der von Sulo gegründete Verein „Hoste Hainse“
Der erste Partner: Eine besondere Begegnung mit Kailash Satyarthi
Kailash Satyarthi wird dem Ehepaar Kolhof erstmals 1993 durch das Fernsehen vorgestellt. In dieser Dokumentation sehen sie, wie er sein Leben riskiert, um Kindersklaven in indischen Teppichfabriken zu befreien. Seine beeindruckende Arbeit und sein Engagement faszinieren die Kolhofs zutiefst. Im Jahr 1994 erhält er den Aachener Friedenspreis, und das Ehepaar Kolhof schafft es, ihn bei seinem Besuch in Deutschland zu sich nach Hause einzuladen. Diese Begegnung ist der Anfang einer besonderen Freundschaft und Partnerschaft.
Die Zusammenarbeit mit Kailash Satyarthi konzentriert sich auf die Förderung von Kinderrechten weltweit, darunter den Kampf gegen illegale Kinderarbeit, Schulausbildung für alle, die Förderung von Mädchen, den Kampf gegen Kinderversklavung und das Verbot von Kinderheirat. In den Jahren ab 1994 unterstützt der Verein „Zukunft entwickeln“ die Öffentlichkeitsarbeit von Kailash Satyarthi und begleitet ihn bei verschiedenen Aktionen und Kampagnen. Bei einer der vom Ehepaar Kolhof organisierten Veranstaltungen wird er von Prinzessin Sulo Shresthra Shah aus Nepal begleitet, so dass hier der Grundstein für eine weitere Partnerschaft gelegt wird.
Ein wichtiges Ereignis in der Zusammenarbeit mit Kailash ist der „Global March“ gegen illegale Kinderarbeit im Jahr 1998. Der Marsch führt 80.000 Kilometer durch 103 Länder in Asien, Afrika, Amerika, Australien und Europa. Das Ziel ist Genf, wo zu diesem Zeitpunkt die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) tagt. Im Jahr darauf verabschiedet die ILO die Resolution 182 gegen die schlimmsten Formen der Kinderarbeit – vor allem unter dem Eindruck des weltweiten Marsches. Diese Resolution ist eine der wichtigsten internationalen Kinderrechtskonventionen, die von den meisten Ländern der Welt inzwischen ratifiziert wurde und die Verfolgung und Bestrafung der Täter ermöglicht. Bernd und Birgit Kolhof spielen beim „Global March“ eine aktive Rolle in Deutschland, sowohl bei der Organisation eines Teilmarsches in der Grafschaft Bentheim als auch bei der Begleitung der Demonstration in Nordhorn mit über 4.000 Teilnehmern, der damit höchsten Zahl in ganz Deutschland. Hier spielte die rege Beteiligung auch des BGB eine nicht unbedeutende Rolle.
Global March https://globalmarch.org/
2014 wird der Friedensnobelpreis an Kailash Satyarthi und die pakistanische Aktivistin Malala Yousafzai verliehen. Das Ehepaar Kolhof darf an der Preisverleihung in Oslo teilnehmen und Zeuge dieses bewegenden Moments werden.
Kailash Satyarthi besucht 2015 unter großer Medienbegleitung auch das Burg-Gymnasium Bad Bentheim und bedankt sich persönlich bei den Schülern für ihre Unterstützung. Bei mehreren Aktionen und Kampagnen in den Folgejahren sind nicht nur die Kolhofs aktiv, sondern ist durch sie auch immer das BGB dabei: eine Fußballkampagne, die Kampagnen „Keep Your Promises“ oder „Colour My Dream“ sind nur einige Beispiele. Auch die immer noch laufende „100-Millionen-Kampagne“ gegen Kinderarbeit und für Schulbildung wird von Kailash ins Leben gerufen. Weltweit sollen 100 Millionen Kinder gewonnen werden, die sich für die Rechte der mehr als 100 Millionen ausgebeuteten Kinder einsetzen.
Kampagne „100 Million“: https://www.100million.org/
Der Dokumentarfilm „The Price of Free“ erzählt die Geschichten von Kindern, die vom Friedensnobelpreisträger Kailash Satyarthi gerettet wurden: Mehr als 30 Jahre lang haben Kailash und seine Mitarbeiter die Ausbeutung von Kindern bekämpft, mehr als 86.000 Kinder aus Zwangsarbeit und Sklaverei befreit und seine globale Bewegung für Kinderrechte gestartet.
Kailash Satyarthi: https://satyarthi.org.in/
Seit neuestem hat Kailash Satyarthi eine Kampagne mit dem Titel „Compassion in Action“ ins Leben gerufen hat. In einer Zeit, in der die Menschen unter den Auswirkungen von Corona, Klimawandel und Kriegen leiden, setzt die Kampagne auf Mitgefühl und daraus entstehenden Aktionen. „Das Gefühl der Unverbundenheit, der Einsamkeit, der Apathie und der Angst hat in alarmierender Weise zugenommen. Die Auswirkungen der Pandemie haben die soziale Ausgrenzung verschärft. Die Zahlen sind erschütternd. Es gibt keine einfache Lösung für diese Probleme. Wir müssen unsere Einstellung zum Leben und zur Gesellschaft sowie unser Verständnis von Erfolg ernsthaft überdenken, neu definieren und umgestalten. Mitgefühl ist der Schlüssel für ein friedliches Zusammenleben, menschliche Brüderlichkeit und eine nachhaltige Zukunft für alle.“ Das BGB und der Verein „Zukunft entwickeln“ wurden eingeladen, sich an dieser Kampagne zu beteiligen.
Kampagne „Compassion in action“: https://satyarthimovement.org/
Partner Nummer zwei: „Hoste Hainse“ – Hilfe für die Schwächsten und Kleinsten in Nepal
Das Ehepaar Kolhof begleitet 1998 den Global March persönlich in Delhi, wo 10.000 Kinder demonstrieren, und besucht bei dieser Gelegenheit auch Nepal und Prinzessin Sulo Shresthra Shah. Sie sind dort Gäste in ihrem Palast in Katmandu, besuchen die kinderarbeitsfreie Teppich-Produktion und auch das Reha-Zentrum für befreite Kindersklaven in Katmandu.
Prinzessin Sulo, die Kailash bei einem Besuch in Bad Bentheim begleitete und so die Familie Kolhof kennenlernte, ist selbst sozial aktiv und setzt sich für Kinder und Benachteiligte ein: 1999 gründet sie eine Schule für „Unberührbare“ in Nepal. Spontan sagen Birgit und Bernd Kolhof eine „Grafschafter Klasse“ in dieser Schule zu, die sie selbst finanzieren wollen und gründen im Verlauf dieser Aktion den Verein „Zukunft entwickeln e.V.“, um noch mehr Unterstützung zu ermöglichen.
Zukunft entwickeln: zukunft-entwickeln.de
Prinzessin Sulo Shah gründet 2004 den Verein „Hoste Hainse“, dies bedeutet „hau ruck“ in der nepalesischen Sprache. Der Verein verfolgt das Ziel, das Leben von Kindern in Nepal nachhaltig zu verbessern. Dabei geht es um Bereitstellung von Bildung, Nahrung und medizinischer Versorgung für benachteiligte Kinder in abgelegenen Regionen Nepals. Durch Spenden und die Unterstützung von Partnern wie dem Burg-Gymnasium Bad Bentheim kann „Hoste Hainse“ vielen Kindern helfen und ihnen eine bessere Zukunft ermöglichen.
Prinzessin Sulo Shah war bereits einige Male zu Besuch in Bad Bentheim und hat auch das Burg-Gymnasium mehrfach besucht. Der Sohn von Prinzesson Sulo, Prinz Krishna Shah, hat inzwischen die Schirmherrschaft von „Hoste Hainse“ von seiner Mutter übernommen und setzt sich ebenfalls für die Sache der Kinder in Nepal ein. Auch er arbeitet eng mit „Zukunft entwickeln e.V.“ zusammen, um die Situation der Kinder in Nepal zu verbessern und war 2019 am BGB zu Gast.
Hoste Hainse: https://www.hostehainse.net/
Die Zusammenarbeit von „Zukunft entwickeln e.V.“ mit dem BGB
Insgesamt hat „Zukunft entwickeln e.V.“ heute 28 Mitglieder und über 400 Förderer, darunter viele Schulen, Kindergärten, Kirchengemeinden oder Einzelspender und auch verschiedene Hilfsorganisationen. Bernd und Birgit Kolhof stehen in ständigem schriftlichem Kontakt mit den Projektpartnern, versenden einen jährlichen Rundbrief und sammeln unermüdlich mit größtem persönlichen Einsatz Spenden, organisieren Ausstellungen und informieren über den Verein.
Das Burg-Gymnasium ist von Anfang an dabei und hilft, den Verein zu unterstützen. Seit vielen Jahren sammelt das Burg-Gymnasium Spenden für die Projekte von „Zukunft entwickeln e.V.“, zum Beispiel während des jährlichen Adventsmarktes und durch Sponsorenläufe. Das BGB hat im Laufe der Jahre beachtliche Beträge gesammelt und sich als zuverlässiger Partner erwiesen – allein in den ersten 10 Jahren kamen so über 20.000 Euro über diese Verbindung zusammen.
Die Spenden des BGB unterstützen vor allem Projekte des Vereins „Hoste Hainse“ in Nepal, wie beispielsweise das Sarlahi-Schulprojekt und den Bau von Schulgebäuden. Im Juni 2023 jährt sich der Global March gegen Kinderarbeit zum 25. Mal. Dieser Meilenstein zeigt, wie entscheidend es ist, sich für Kinderrechte einzusetzen.
„Zukunft entwickeln e.V.“ und das BGB hoffen darauf, dass Kailash Satyarthi zu diesem Jubiläum nach Europa kommt. Wenn er Bad Bentheim besucht, wird das BGB ganz sicher wieder aktiv dabei sein!
Text: A.Huisjes, B.&B. Kolhof, Redaktion des BGBlog
Bilder: B.&B.Kolhof