Burg-Gymnasium
Bad Bentheim

Abiturentlassfeier 2018: Zeugnisse für eine „unschlagbare Truppe“

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70 Abiturientinnen und Abiturienten erreichten 2018 die allgemeine Hochschulreife am Burg-Gymnasium mit einem Notendurchschnitt von 2,43. Die Zeugnisse erhielten sie bei der Entlassfeier am 23. Juni im Forum der Schule.

„Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen." Dieses Zitat des österreichischen Komponisten Anton Bruckner rückte Johanna Schute, Leiterin des Burg-Gymnasiums Bad Bentheim, in den Mittelpunkt ihrer Rede zur Entlassung der Abiturientinnen und Abiturienten. Was sich wie ein Plädoyer für das neunjährige Gymnasium auffassen lässt, wollte Schute als Erfolgsrezept für alle Lebensbereiche verstanden wissen – und selbstredend nicht nur als Bauplan für Häuser und Türme. Auf die Schulzeit bezogen heißt das: Die erworbene Bildung sei das solide Fundament für das weitere Leben. Und dieses Fundament sei an allgemeinbildenden Gymnasien am stärksten ausgeprägt, was sich an den späteren Lebensläufen der Absolventen ablesen lasse. Schute plädierte dafür, besonders die Karrieren ehemaliger Burg-Gymnasiasten stärker in den Blick zu nehmen, um zu zeigen, dass sie gesellschaftliche Verantwortung trügen oder gar Spitzen-Positionen einnähmen. Als Beispiel nannte sie eine Absolventin – gemeint war Katrin Bock –, die Investmentmanagerin bei der Europäischen Investmentbank ist und kürzlich am Burg-Gymnasium mit Schülerinnen und Schülern diskutierte.

Internationales

Europäische Bildung hätten die diesjährigen Abiturientinnen und Abiturienten vielfach erfahren: durch Fremdsprachen, Austausche mit niederländischen und französischen Schülern, Diskussionen mit europäischen Jugendlichen im Straßburger Parlament, durch Studienfahrten nach London, ins Baltikum – oder nach Barkhausen, wohin auch eine Gruppe gereist war. Mit dem Abiturzeugnis und Glückwünschen entließ die Oberstudiendirektorin die Abiturientia und lobte den Notendurchschnitt des Jahrgangs, der mit 2,43 über dem Durchschnitt ausgefallen sei.

Den Glückwünschen schloss sich auch Helena Hoon, die stellvertretende Landrätin, an. Sie verband das Absolventen-Motto „Abitour 2018" mit den Anstrengungen und Erfolgen der Tour de France, die hoffentlich keine „Tortur" geworden sei. Sie appellierte an die Abiturienten, nicht im „Hotel Mama" zu verharren, sondern hinaus in die „weite Welt" zu gehen, sich dann aber der vielen Stärken der Grafschaft zu erinnern, deren Wirtschaft internationale Bezüge aufweise – etwa Rettungswagen für Schottland, Sitzmöbel für Nigeria oder Heiztechnik für Dänemark zu liefern.

Die längste, aber sehr kurzweilige Rede hielt Axel Schönfeld für das Lehrerkollegium. Er widmete sich der gegenwärtigen Lage der Gesellschaft und wies auf diesen Gegensatz hin: Einerseits gebe es chronische Zukunftssorgen, kleingeistige Veränderungsangst und lustvolle Verschwörungs- und Untergangsszenarien. Andererseits bestätigten Umfragen, dass 93 Prozent der Deutschen mit ihrem Leben ziemlich oder sehr zufrieden seien. Schönfeld erklärte sich die Diskrepanz so, dass die restlichen sieben Prozent offenbar die öffentlichen Debatten bestimmten und die Mehrheit eine oft schweigende Mehrheit sei. Als Gewährsmann zitierte er mehrfach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, der festgestellt habe, dass es die Manipulation von Tatbeständen oder das organisierte öffentliche Lügen schon lange gebe. Neu sei heute hingegen die „epidemische Verbreitung von Desinformation im Internet". Daher bräuchten die Bürger „Inseln der Verlässlichkeit", Medien, welchen sie vertrauten und auf deren Berichterstattung sie ihr Urteil stützen könnten. Und Schönfeld glaubt weiterhin, dass es diese Medien gebe, dass seriöse Zeitungen gute Arbeit verrichteten.

„Inseln der Verlässlichkeit"

Doch nicht nur die Verdrehung von Wahrheiten sei ein Problem, sondern auch der fehlende Anstand, der sich in vorgeblich „sozialen Medien" finde. Schönfeld brachte dazu ein drastisches Beispiel, das die evangelische Theologin Margot Käßmann in einem Interview äußerte: „Der Ton ist wirklich ein Kulturverlust. Wenn mich einer anschreibt: ,Du verfickte Kirchenziege', glaubt der, dass ich die E-Mail zu Ende lese?" Schönfeld hält derartige Umgangsformen für „unbegreiflich". Der Mathematik- und Physiklehrer ist überzeugt, dass es eine dauerhafte Aufgabe von Elternhaus und Schule sei, Kindern und Jugendlichen ein Umfeld zu schaffen, in dem Respekt und gutes Benehmen selbstverständliche Erziehungsziele seien. Er sei zuversichtlich, dass dies gerade in der Grafschaft doch gelingen sollte.

Schönfeld griff noch einmal Steinmeiers Diktum von den „Inseln der Verlässlichkeit" auf, zu denen nicht nur bestimmte Medien, sondern auch die Schulen und deren Allgemeinbildung zählten. Auch den Freundeskreis oder das Elternhaus rechnete er hinzu. Letzteres möge stets erreichbar sein durch „Transporthubschrauber voller finanzieller Ressourcen, durch kulinarische Brücken oder allgemein mit Rettungsbooten voller Empathie", auf dass der Blick in die Zukunft der Abiturienten optimistisch ausfalle, selbst wenn Lebensentwürfe, Studienplanungen und Karrierepläne umgekrempelt werden müssten. Denn, fügte der Oberstudienrat launig hinzu, schon der alte General Moltke habe gewusst: „Kein Plan überlebt die erste Feindberührung." Und schließlich beantwortete Schönfeld die zentrale Frage: Was sollten Elternhaus und Schule den Kindern „fürs Leben mitgeben"? Wenige gute Ratschläge und viele gute Erinnerungen, meinte er. Ersteres habe er schon falsch gemacht, bei Letzterem war er hoffnungsfroh und attestierte dem Burg-Gymnasium gute Arbeit.

Kronjuwelen, Kuchen, Klimawandel

Auf Schönfelds Rede, die mit etlichen Geistesblitzen glänzte und im Publikum auf viel Zustimmung stieß, folgte die Rede des Abiturienten Jan Malte Immink, der besonders seine Weggefährten mitriss. Die Zuhörer konnten den Eindruck gewinnen, als wollte Immink mit ironischer Metaphorik und jugendlichem Überschwang Schönfelds Aussage von der guten Arbeit an der Schule vordergründig widerlegen – um sie tatsächlich zu bestätigen, zumindest was die rhetorischen Kompetenzen anbelangt, die das Gymnasium allem Anschein nach vermittelt hatte. Der Abiturient meinte, die Schüler hätten sich in der Oberstufe und im Abitur durch einen „Wust an Reden" quälen und „den Shit out of them" analysieren müssen, dass „Donald Trump vor Neid am liebsten seinen roten Knopf drücken würde". Aus „Rohdiamanten" seien in den acht Jahren am Gymnasium „perfekt geschliffene Kronjuwelen" geworden. Das Abitur am Burg-Gymnasium sei „ein schillernder Stern", zu dem viele Schüler aufschauten. Hier seien sie selbst zu einer unschlagbaren Truppe geworden, „da kann keine noch so teure Klosterschule mithalten". Am Burg-Gymnasium habe man die wichtigsten Lebenslektionen gelernt: „Beispielsweise, dass der Hamster explodiert, wenn man ihn mit Mikrowellen beschießt, oder dass man Polen, wie das letzte Stück Pizza, am besten unter guten Freunden aufteilt." Die Lehrkräfte „haben uns ertragen, an guten wie an schlechten Tagen, wir haben sie im Gegenzug mit Kuchen gefüttert. Hiermit danken wir also allen Lehrerinnen und Lehrern für ihren unermüdlichen Einsatz, damit vielleicht doch noch was aus uns wird und uns nicht dasselbe Schicksal ereilt wie Sie!"

Auch der Dank Imminks an Eltern, Verwandte und Freunde war ironisch gebrochen: „Zusammen haben wir viel gefeiert, sind hoch geflogen und manchmal hart aufs Maul gefallen. Wir mussten auf die harte Tour lernen, dass auf einige Leute einfach kein Verlass ist, wodurch wir bis heute weder eine einzige Stufenparty hatten, noch eine Abizeitung haben."

Und die Lust an der Untergangsdystopie, die Schönfeld kritisiert hatte, fand sich bei Immink als Mahnung an die eigene Generation: Der Klimawandel führe zur Erderwärmung, zu steigenden Meeresspiegeln und unabsehbaren Folgen für die Küstengebiete weltweit. Um Öl, Gas und Wasser würde in den ärmsten Ländern Krieg geführt, doch würden die Schlachtfelder irgendwann uns erreichen. Noch könnten wir bequem unsere Grenzen schließen vor Flüchtenden, irgendwann würden wir selbst zu Getriebenen werden. „Schon heute flammen in den modernen westlichen Demokratien die ideologischen Funken alter Systeme auf, die den Wert eines Menschen nach Hautfarbe, Religion oder Ethnie definieren. Wann wird es zum Flächenbrand kommen?" Immink blieb aber nicht in der düsteren Ahnung stecken, sondern appellierte an seine Mitstreiter, das an der Schule erworbene Wissen zu nutzen, „um die Zukunft nach unseren Vorstellungen zu gestalten". Und mit obligatorischem Ewigkeitsanspruch: „Abi '18 forever".

Adjektive von A bis Z

Als Vertreterin der Elternschaft sprach Meike Werner. Sie betrachtete die Entwicklung der Schüler am Gymnasium: 2010 seien die Kinder „umgeschult" worden, seien gewiss „ängstlich, fröhlich, quirlig, nervös, gespannt" gewesen. Für die folgenden acht Jahre fand sie diese Adjektive: anwesend, abwesend, bequem und unbequem, cool, enttäuscht und überrascht, fleißig und auch mal faul, glücklich, aber auch traurig, gründlich, geduldig, gestresst, hoffnungsvoll, pflichtbewusst, provokant, temperamentvoll und trotzig, aber auch wach, weise und witzig. Zum Abschluss der Schullaufbahn seien sie phantastisch, politisch und poetisch, selbstständig, sympathisch, stolz – und „hoffentlich zufrieden". Und weil manche Schüler wegen des Adjektivs „unpünktlich" manchmal Kuchen backen mussten, zeigte sich Frau Werner mitfühlend und verteilte ihren Kuchen an die – zweifellos zufrieden kauenden – Abiturienten.

Nach der Übergabe der Abiturzeugnisse und der Preisverleihung für besondere Leistungen schloss die Feier Judith Gervens, die schon zu Beginn gesungen hatte, mit ihrer ausdrucksstarken Stimme ab. Beim Sektempfang zerstreute sich die Runde bis zum Abiturball am Abend.

Text und Fotos: Dr. Detlev Humann

PS: Dank an die Rednerinnen und Redner, die ihre Manuskripte zur Verfügung stellten. 

PPS: Eine gekürzte Fassung dieses Berichts findet sich in den „Grafschafter Nachrichten" vom 25.06.2018 bzw. online.

 

Abiturientinnen und Abiturienten 2018

Sevgi Aktas, Lena Banneke, Hannah Bavinck, Janina Beckmann, Jenrik Theodor Bergjan, Tom Bookholt (1,8), Hannes Cerny (1,0), Alper-Kaan Cimcir (1,6), Zoe Cziommer, Jule Deiters (1,0), Michelle Diesendorf, Seray Diken, Yasmin Diken, Janek Draber (1,4), Lars Eilering, Jana Grönefeld, Sophie Marie Hartmann, Lucas Hauser (1,6), Femke Sophie Hesping, Alexander Hill, Tobias Hohm (1,2), Pia Holtel, Niklas Horstjann (1,6), Femke Merle Hüsemann, Jan Malte Immink (1,1), Marie Köhler, Hendrik Koke, Leon Hannes Kolhof, Daan Koning, Friederike Körner (1,3), Jonas Kotte, Robin Kreuger, Alina Kubon, Svenja Kühlmann, Jona Kunert, Alexander Mai, Lennert Menke, Lukas Molendyk, Noah Mozgovykh, Maria Thao Nguyen, Nils Niehaus, Henning Alexander Nixdorf, Anna Ohlsen (1,7), Hidde Olde Olthof, Jonas Oldopp (1,9), Ravana Oruclu (1,3), Maritius Ernst Perri, Nathalie Porepp, Leah-Lucia Prautzsch, Julian Rakowski, Alena Saban, Janet Saban, Hannah Friederike Schevel (1,3), Manon Laura Schlikker, Nick Scholl, Louis Schwendrat, Lutz Segrefe, Franca Seidel, Wiebke Siecke, Esther Stemberg (1,8), Nils-Peter Robin Stonjek, Sarah Talle, Celine Terbeck, Julian Tibbe, Noah Verwold, Jennifer Vette, Franziska Walles (1,0), Malte Werner, Steffen Wieking (1,4) und Pia Züter.

Termine

Lateinexkursion nach Xanten ins RömerMuseum

Ort: R-5

JS 12: 14.00 Uhr (nur für Lehrkräfte)

JS 13: 14.30 Uhr (nur für Lehrkräfte)

 

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