Burg-Gymnasium
Bad Bentheim

Abiturentlassfeier 2022: Freiheitsmission

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Schulleiterin Johanna Schute beglückwünschte am 2. Juli 2022 die 49 Abiturientinnen und Abiturienten am Burg-Gymnasium zu ihrem Erfolg: Mit einem Gesamtnotendurchschnitt von 2,17 hätten sie ein hervorragendes Ergebnis erzielt – und das eingedenk der Tatsache, dass die diesjährige Abiturientia die Corona-Pandemie mit voller Wucht zu spüren bekommen habe.

Schon in der Einführungsphase der Jahrgangsstufe 11 hätten sie ab Mitte März 2020 zu Hause lernen müssen; und auch der Übergang in die Qualifikationsphase der Jahrgangsstufen 12 und 13 habe sich schwierig gestaltet. Insgesamt hätten die Schülerinnen und Schüler über sechs Monate daheim lernen müssen. Trotz dieser Belastungen sei es ihnen gelungen, dass alle beim ersten Durchgang – also ohne Nachprüfungen –  ihr Abitur geschafft hätten.

Freiheit

Die Pandemie habe die Freiheit der Schülerinnen und Schüler räumlich-äußerlich beschränkt. Dennoch sei es ihnen gelungen, eine geistig-innerliche Freiheit zu erlangen. Dank der erworbenen Allgemeinbildung hätten sie es geschafft, gedanklich beweglich zu bleiben. Ihre vertieften Kenntnisse würden es ihnen ermöglichen, Positionen abzuwägen und Meinungen zu hinterfragen. In Zeiten großer politischer und gesellschaftlicher Veränderungen und Verunsicherungen seien sie – und wir alle – gefordert, eine klare Haltung zu zeigen, um die freiheitlich-demokratische Ordnung zu verteidigen.

Die Direktorin betonte, dass die oft als selbstverständlich angesehene Freiheit ein hohes Gut sei, das es zu schützen gelte. Sie verwies dabei auf zwei aktuelle Beispiele gefährdeter Freiheit, die ihr bei der Zeitungslektüre begegnet seien: eine junge russische Lehrerin aus Transbaikalien, die im Klassenraum das Töten friedlicher Zivilisten in der Ukraine beklagt habe, dann durch den Geheimdienst verfolgt worden sei und nach Deutschland habe fliehen müssen. Als weiteres Beispiel nannte Schute die „ruhiggestellte Stadt“ Hongkong, deren Freiheitsstreben durch China seit Langem systematisch untergraben werde.

Die Schulleiterin zitierte den amerikanischen Politiker Thomas Paine, der schon im 18. Jahrhundert bemerkt hatte: „Wer die Segnungen der Freiheit genießen will, muss sich der Mühe unterziehen, dafür einzutreten.“ Mit diesem Mantra habe Paine die Unabhängigkeit vom britischen Mutterland vorangetrieben und die Amerikanische Revolution befördert – womit Schute ein Semester- und Abiturthema im Fach Geschichte anschnitt.

Dass das Freiheitsthema auch ein persönliches Anliegen ist, unterstrich die Direktorin, indem sie ein biographisches Detail preisgab: Vor 37 Jahren habe sie bei ihrer eigenen Abiturfeier in Löningen mit der Gitarre auf der Bühne gestanden und „Ich will Freiheit“ gesungen – ein selbstgeschriebenes Lied. Als Bentheimer Schulleiterin wünschte sie nun ihren Abiturientinnen und Abiturienten alles Gute für ihren ganz individuellen Lebensweg, den sie „in freier Entscheidung“ gestalten könnten. Mit dem Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife seien sie qualifiziert für jede Art weiterer Bildung. Besonderen Dank sprach Schute ihrem „neuen“ Oberstufenkoordinator Stephan Klein aus für die problemlose Durchführung des Abiturs und die gelungene Kommunikation mit allen Beteiligten, nicht zuletzt mit den Abiturientinnen und Abiturienten.

Mission

Die Oberstudiendirektorin zeigte sich erfreut, dass zum ersten Mal in der Geschichte des Burg-Gymnasiums der Landrat zur Abiturfeier gekommen sei. Diese Freude griff Uwe Fietzek in seinem Grußwort auf und gestand zugleich ein, dass es die geballten Abschlussfeiern schwermachten, an alle Schulen zu kommen. Der Landrat nahm sich des diesjährigen Mottos  „MafiABI – Mission completed“ an und ergänzte scherzhaft, dass Schulleitung und Lehrerschaft wohl froh seien, dass das Land Niedersachsen nach der Verlängerung der Schulzeit von G8 auf G9 nicht noch ein zusätzliches Coronajahr angehängt habe. Denn dann hätte das Abi-Motto womöglich gelautet: „Mission impossible“.

Nach der abgeschlossenen Mission könne Fietzek aber sagen, dass der Landkreis als Schulträger des Burg-Gymnasiums immer an seine Schülerinnen und Schüler geglaubt und deshalb gerne in deren Bildung investiert habe – seien es der Neubau oder die Renovierung der Sporthallen, seien es die Sanierung des Schulhofes und die Gestaltung der Außensportanlagen. Den Abiturientinnen und Abiturienten gratulierte Fietzek zum Abschluss und hoffte, dass sie nach Studium, Ausbildung, Freiwilligendienst – „oder was immer Sie nun vorhaben“ – in ein paar Jahren in der Grafschaft den Lebensmittelpunkt für Arbeit und Familie fänden.

Müll und miese Zeiten?

Für das Lehrerkollegium sprach dann Hannelore Scholz. Sie griff eine Schülerformulierung auf, wonach wir in „miesen Zeiten“ lebten: Pandemie mit Homeschooling, Homedisko und Homesport; Mängel bei digitaler Infrastruktur, Lücken im Gesundheitssystem, Extremwetterlagen, mehr Autokratien als Demokratien in der Welt – und dann noch ein osteuropäischer Autokrat, der im Februar die Ukraine überfallen habe.

Selbstredend lag es nicht in Scholz’ Absicht, die Welt schlechtzureden und zu prophezeien, dass die Abiturienten keine Zukunft hätten. Wie solle sie nun für das „echte Leben“ außerhalb von Schule und Obergrafschaft motivieren, fragte sie rhetorisch – um zu konstatieren, dass das gar nicht schwer sei, weil ihre (ehemaligen) Schülerinnen und Schüler schon motiviert und engagiert seien: Sie seien in Sportvereinen oder in der Feuerwehr aktiv, hätten sich am europäischen Austausch beteiligt oder bei schulischen Wettbewerben engagiert – etwa beim Basteln einer Walflosse, um auf die „Vermüllung“ der Meere aufmerksam zu machen. Die „Vermüllung“ des Schulgebäudes am Chaostag wolle Scholz indes verschweigen, meinte die Lehrerin für Deutsch und Politik; mit dieser Präteritio hatte sie die Lacher auf ihrer Seite.

Zum Ende hin zeigte sie sich optimistisch, „dass ihr in ‚miesen Zeiten‘ eine Zeitenwende hinbekommt und ihr und wir alle doch noch eine Zukunft haben!“. Und wer wisse schon, ob es nicht doch noch „eine Bundeskanzlerin namens Anna-Lena“ gebe – womit Scholz auf die grüne Außenministerin und zugleich auf eine BGB-Absolventin anspielte; das Publikum war ganz angetan.

Für die Abiturientia sprach Mirya Ufer. Sie begann mit einer augenzwinkernden Verlustgeschichte: „Ab heute fahren wir nicht mehr jeden Morgen zusammen zur Schule, wir spielen nicht mehr Völker- oder Zombie-Ball, ab jetzt spielen wir das Spiel des Lebens! Freistunden, Kuchenlisten und Lehrerwitze suche ich vergebens, ich vermisse schon jetzt die 20-Minuten-Pausen, das Gefühl, wenn der Lehrer die Arbeit mitgebracht hat, und die Lachanfälle in der letzten Reihe, Strichlisten und den Moment, wenn du hoffst, dass der Unterricht doch ausfällt, Hausaufgaben in der Pause schnell abschreiben und wilde Gespräche auf Klassenfahrten bis tief in die Nacht. Schule hat uns und unser Leben in den letzten Jahren ausgemacht und jetzt fällt das weg. Und ich fange an zu verstehen, warum alle alten Menschen sagen, dass man froh sein soll, wenn man noch zur Schule geht.“

Zuckerrausch und Schwarzfahren

Sodann rekapitulierte Ufer die Meilensteine der Laufbahn am BGB: der Start als „unschuldige und neugierige“, energiegeladene und freudige Fünftklässler in kunterbunten Schulranzen, doch Tests, Mappenführung und Hausaufgaben hätten sie schnell erschöpft; bei der Kennenlernfahrt in Emlichheim seien sie indessen zum Team geworden. Allmählich hätten sich die kunterbunten Schulranzen in neutralere Farben gewandelt und Energie und Euphorie hätten Jahr für Jahr mehr zu wünschen übrig gelassen. Die Käsebrötchen in den Pausen seien wohl die einzige Motivation geblieben. Neue Klassenfahrten hätten wieder Schwung gebracht: zunächst nach Köln und Bremerhaven, später nach Frankfurt und Hamburg (samt Lehrerin im Zuckerrausch im Kirmeskarussell). Nach den vertrackten Kurswahlen für die Qualifikationsphase und „Einreiseverboten“ nach Polen und Schottland zwecks Studienfahrt habe man sich auf München und Berlin kaprizieren müssen. Dabei habe man die Erstürmung einer Bar durch die Polizei erlebt und Kontakt mit S-Bahn-Kontrolleuren gehabt – als unfreiwillige Schwarzfahrer: Wie sollten „wir vom Land auch wissen, welche Tickets man für welchen Bezirk braucht, oder ob man überhaupt welche braucht“, fragte Ufer unschuldig-schelmisch die beiden Begleiterinnen aus dem Kollegium. Dann dankte sie etlichen Schulbeteiligten, um mit selbstreferentiellem Dank – „an alle aus der wohl geilsten Stufe seit Jahren!“ – zu enden. Zum wörtlichen Dank hinzu kamen Blumen und Präsente.

Die kürzeste Rede hatte Katja Kirchwehm als Elternvertreterin parat. Sie blickte auf die Einführungsfeier im Jahr 2013 zurück und gab die Befürchtungen so mancher Mütter und Väter wieder, wenn sie fragte: „Wie sollen diese kleinen Pökse sich zwischen all den Großen und in diesem riesigen Gebäude nur zurechtfinden, wo es doch in der Grundschule noch überschaubar und ein bisschen mehr Bullerbü war?“. Jetzt aber, neun Jahre später, lasse sich sagen: 49 Abiturientinnen und Abiturienten hätten es geschafft und verließen „erfolgreich diese tolle Schule“.

Bullerbü und Backup

Kirchwehm dankte ebenfalls den vielen der Schulgemeinschaft und konstatierte zum Ende: Nun sei für die Eltern die Zeit des morgendlichen Stullenschmierens vorbei, wenngleich sie einräumte, dass ihre Kinder erst kürzlich „gebeichtet“ hätten, dass das an einer weiterführenden Schule eigentlich nicht mehr nötig sei. Vorbei seien auch die Fragen, ob die Kinder alle Hausaufgaben gemacht und für die Klassenarbeit gelernt hätten. Damit müsse man sich nicht mehr „gegenseitig nerven“. Nun müssten sich auch die Eltern neu orientieren, aber sie blieben das „Backup“ für ihre Kinder, und zwar „24/7“. Sie wünschte den Abiturientinnen und Abiturienten Glück und Gesundheit und empfahl für den weiteren Lebensweg, der mit mancher Sackgasse und Einbahnstraße aufwarte, zuweilen auch die Nebenstraße zu nehmen, die die schönsten Aussichten böte.

Dann überreichte Schulleiterin Johanna Schute die Zeugnisse an die Abiturientinnen und Abiturienten, die die Tutorinnen und Tutoren, die Lehrkräfte der Leistungskurse, anreichten. Danach gab es noch Auszeichnungen für diejenigen, deren Notendurchschnitt im Abitur besser als 2,0 ausgefallen war. Besondere fachliche Leistungen wurden ebenfalls separat gewürdigt.

Für den musikalischen Rahmen der Feier sorgten die Abiturientinnen Noa Cziommer, Gesang, und Lena Poppenborg, Klavier; die Lehrerband beteiligte sich ebenfalls, so dass sich die rund zweieinhalb Stunden, die die Uhr zeigte, kürzer anfühlten und kurzweiliger ausfielen.

Text und Bilder: HUM

Eine stark gerkürzte Fassung dieses Artikels findet sich in den Grafschafter Nachrichten.

Absolventinnen und Absolventen

Adrian Bagnecki (1,1), Luca Beckhaus, Erika Boger, Kaan Corapci, Noa Cziommer (1,6), Pieter Dehmer (1,3), Phil Dennemann, Torben Draber, Michelle Geerts, Jonas Gerdes, Paul Grothaus (1,8), Leonie Hagen, Finn Luca Harjans (1,6), Annika Horstjan (1,2), Leif Paul John (1,8), Theresa Kendl, Timo Ketthorn, Mattes Kirchwehm, Angelique Kisser, Linus Klein, Vanessa Kolk (1,2), Jannis Konjer (1,0), Sina Konjer, Dennis Kuhn, Anna-Lena Loh (1,6), Max Lohrberg (1,3), Isabel Mulder, Max Mülder, My Linh Nguyen, Merle Nibbrig, Lena Poppenborg (1,2), Lara Rosenski, Tim Rudnik, Said Said, Andrea Schiks, Neele Schmidt, Gianluca Schulte (1,1), Jana Schütte (1,9), Eike Slink, Femke Stegedirk, Malte Steglich, Philipp Temmen, Mirya Ufer, Emma van Dijk, Meike Völlink (1,4), Merle Weber, Marie Wessels

Termine

Lateinexkursion nach Xanten ins RömerMuseum

Ort: R-5

JS 12: 14.00 Uhr (nur für Lehrkräfte)

JS 13: 14.30 Uhr (nur für Lehrkräfte)

 

Ort: R-5

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